Im Zuge des bundesweiten Programms zur schalltechnischen Sanierung von Eisenbahn-Bestandsstrecken wurden ab 1998 von Bund und Land mit betroffenen Gemeinden Kooperationsverträge zur Errichtung von bahnseitigem und objektseitigem Lärmschutz abgeschlossen. Dabei gilt ein landesweit einheitlicher Kostenschlüssel von 50 / 25 / 25 für Bund / Land / Gemeinde. Die Förderung von objektseitigen Lärmschutzmaßnahmen ist üblicherweise Bestandteil des Gesamtprojektes. In vielen Gemeinden wurden die Lärmschutzprojekte bereits abgearbeitet.
Bei Bahn-Neubauprojekten wurde und wird Lärmschutz entsprechend den gesetzlichen Bestimmungen vorgesehen. Die Kosten werden in diesen Fällen zu 100% von den ÖBB getragen. In den letzten Jahren wurden für die Koralmbahn umfangreiche Lärmschutzmaßnahmen errichtet. Einen weiteren Schwerpunkt in letzter Zeit stellte die Sanierung des Lärmschutzes beim Großverschiebebahnhof Fürnitz dar.
Die Infoseite „Schienenverkehrslärm“ des Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) bietet weitere Informationen.
Auf Basis der Richtlinie 2002/49/EG (EU-Umgebungslärmrichtlinie) werden von den ÖBB Strategische Lärmkarten und Aktionspläne zur Lärmbekämpfung erstellt. Diese Unterlagen und noch viele weitere Informationen zum Thema Umgebungslärm sind veröffentlicht unter: www.lärminfo.at
Auf Basis des Kärntner Information- und Statistikgesetzes (K-ISG) erstellt das Land Kärnten regelmäßig den „Kärntner Umweltbericht“, in dem auch die Tätigkeiten im Bereich Lärmschutz Bahn dargestellt werden.
Durch die bisher abgewickelten Lärmschutzprojekte konnte die Anzahl der bestehenden Grenzwertüberschreitungen stark reduziert werden. Dennoch muss man sich dessen bewusst sein, dass nach wie vor Siedlungsbereiche mit hoher Immissionsbelastung existieren. Nicht zuletzt wegen der erwarteten Inbetriebnahme der Koralmbahn Ende 2025 besteht nach wie vor Bedarf an der Errichtung von weiterem Lärmschutz, aber auch an der Anpassung von bestehendem Lärmschutz an die prognostizierten Zugfrequenzen entlang der bestehenden Eisenbahnstrecken.
Bezüglich der lärmtechnischen Entlastung des Zentralraumes bekennt sich das Land Kärnten uneingeschränkt zum Bau einer Neubautrasse. Im Hinblick auf die Planungsarbeiten für den Zentralraum wurde am 31.01.2017 mit dem Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT; mittlerweile BMK) ein Memorandum of Understanding unterzeichnet. Darin wird vereinbart, dass die Planungs- und Entscheidungsschritte für die Errichtung einer Neubautrasse Klagenfurt - Villach eine dem Kapazitätsbedarf entsprechende Fertigstellung der Strecke ermöglichen sollen. Die vereinbarten Schritte bieten eine Grundlage für die Aufnahme in den Rahmenplan und das Zielnetz 2040.
Weitere wesentliche Punkte des genannten Memorandums of Understanding sind:
- Die ÖBB bekennt sich dazu, dass im Zentralraum im Rahmen des Programms zur schalltechnischen Sanierung von Eisenbahn-Bestandsstrecken auch Optimierungen bereits fertiggestellter Projekte möglich sind.
- Am 19. Oktober 2018 fand in Pörtschach unter Anwesenheit interessierter Anrainer die Fachveranstaltung „Die Eisenbahnstrecke am Wörthersee – Perspektiven zum Schallschutz“ statt. Namhafte Experten präsentierten den Stand der Technik und aktuelle Perspektiven. In der Diskussion wurden weitere Möglichkeiten des Schallschutzes und konkrete Anliegen der Bevölkerung erörtert. Details zu dieser Veranstaltung siehe weiter unten.
- Im Jahr 2019 wurde vom Land Kärnten ein Sonderprojekt zur Lärmschutzförderung touristischer Beherberger angeboten.
- Seitens BMVIT wurde ein lärmabhängiges Schieneninfrastrukturbenützungsgeld eingeführt.
Die Verringerung der Lärmemissionen von Güterwaggons wird vom Land Kärnten schon lange als dringend erforderlich erachtet. An dieser Stelle bedurfte es allerdings entsprechender rechtlicher Vorgaben auf nationaler und europäischer Ebene.
Das Land Kärnten brachte sich daher aktiv in die europaübergreifende Spezifikation sogenannter „Quieter Routes“ ein. Inzwischen ist es definitiv: Mit Ende des Jahres 2024 dürfen auf europäischen Hauptbahnen, und somit auch auf den Hauptstrecken in Kärnten, nur noch leise Güterwaggons verkehren (Durchführungsverordnung (EU) 2019/774 der Europäischen Kommission zur Änderung der TSI-Noise-Richtlinie).
Neue Wagen werden nur noch in lärmarmer Ausführung zugelassen. Die notwendige Umrüstung bestehender Wagen wird vom Bund gefördert, leise Waggons werden beim Infrastrukturbenützungsentgelt bevorzugt. Neue bzw. umgerüstete Güterwagen sind bis zu 10dB leiser als die bisherigen. Die reduzierte Lärmemission einzelner Güterzüge ist jetzt bereits wahrnehmbar und wird sich bis Ende 2024 noch deutlich verbessern und auf alle Güterzüge erstrecken.
Zur Dokumentation der abnehmenden Vorbeifahrtspegel nahe dem Gleis und der Immissionspegel bei den Wohnhäusern hat das Land Kärnten gemeinsam mit den ÖBB eine permanente Lärmmessstelle in Lind ob Velden sowie mit der Stadt Klagenfurt eine permanente Immissionsmessstelle direkt im Stadtgebiet von Klagenfurt eingerichtet.
Messstelle Klagenfurt (Echtzeitdaten): https://www.klagenfurt.at/schall-monitoring-bahnlaerm.html
Messstelle Lind ob Velden (Messbericht): verfügbar ab April 2021
In den letzten Jahren konnten sich viele Gemeinden die nötige Kofinanzierung von 25% der Gesamtkosten nicht mehr leisten. Die aktuelle Corona-Lage verschärft die finanzielle Lage der Gemeinden. Um den weiteren Ausbau von Bahnlärmschutz zu forcieren, hat das Land Kärnten einen Lärmschutzfonds eingerichtet, mit dessen Mittel die Gemeinden unterstützt werden sollen. Je nach Größe des Projektes sind Förderraten bis zu 100% des Gemeindeanteils möglich. Interessierte Gemeinden können sich ab März 2021 formlos an die Abteilung 7 – Wirtschaft, Tourismus und Mobilität wenden. Die Richtlinie und weitere Unterlagen zu dieser Förderaktion finden Sie im Folgenden.
Richtlinie Lärmschutzfonds
zur Förderung des Gemeindeanteils an der Planung und an der Errichtung von Lärmschutzmaßnahmen an bestehenden Eisenbahnstrecken in Kärnten aus Mitteln des Lärmschutzfonds des Landes Kärnten
Fachtagung „Perspektiven zum Schallschutz“ am 19.10.2018
In Umsetzung des Memorandums of Understanding vom 31. Mai 2017 bezüglich des Zentralraumes Kärnten luden das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie, die ÖBB-Infrastruktur AG und das Land Kärnten zur Fachtagung „Die Eisenbahnstrecke am Wörthersee - Perspektiven zum Schallschutz“ am 19.10.2018 nach Pörtschach. Namhafte Experten präsentierten den Stand der Technik und aktuelle Perspektiven. In der Diskussion wurden weitere Möglichkeiten des Schallschutzes und konkrete Anliegen der Bevölkerung erörtert.
Im Folgenden finden Sie die Präsentationen zum Download:
- "Lärmmessung: Kann man Lärm messen?" - Ao. Univ.-Prof. DI Dr. Christian Kirisits, MedUni Wien (Medizinphysik)
- "Rückblick auf die Entwicklung der Schienenfahrzeuge aus akustischer Sicht in den letzten 25 Jahren" - DI Dr. Karl-Otto Endlicher, Bundesministerium Verkehr, Innovation und Technologie
- "Möglichkeiten des Lärmschutzes - Stand der Wissenschaft und Stand der Technik" - DI Dr. Thomas Maly, TU Wien
- "Schalltechnische Sanierung der Eisenbahn-Bestandstrecken am Wörthersee“ - Ing. Karl Hohenberger, ÖBB-Infrastruktur AG
- "Optimierter Bestandslärmschutz" - DI Dr. Helmut Hadolt, Amt der Kärntner Landesregierung
- "Lärmreduktionsmaßnahmen beim Güterwagen“ - Mag. Frank Petutschnig, VPI Österreich & Alfred Pitnik, Rail Cargo Group
- "Lärmabhängiges Wegeentgelt: Lärmbonus für nachgerüstete Güterwagen" - Julia Kurzmann, BA, ÖBB-Infrastruktur AG
- "Reduktion von Lärm durch innovative Maßnahmen im Bereich Eisenbahnfahrweg" - Dr. Michael Mach, ÖBB-Infrastruktur AG